Kritische Rohstoffe nachhaltig nutzen

In meinem Auftrag hat das Öko-Institut e.V. eine neue Studie zum Thema „Grüne Technologien und Kritische Rohstoffe“ erstellt.
 
Diese Studie zeigt, dass die steigende Nachfrage nach kritischen Rohstoffen nur zum Teil durch die grüne Transformation der Wirtschaft verursacht wird. Sie zeigt sogar explizit: Grüne Technologien sind nur bei 6 von den insgesamt 30 kritischen Rohstoffen auf der Liste der EU-Kommission für eine steigende Nachfrage in Zukunft verantwortlich. Andere Sektoren, wie die Digitalisierung, Verteidigung und Luft- und Raumfahrt oder die Stahlindustrie, sind ebenfalls große Abnehmer von kritischen Rohstoffen. Allerdings haben grüne Technologien sehr hohe Wachstumsraten, was zu Verzerrungen führt, wenn man die zukünftige mit der aktuellen Nachfrage vergleicht. Dementsprechend werden Angaben über die Mengen, die für grüne Technologien benötigt werden, oft übertrieben dargestellt.
 
Andere Sektoren, wie die Digitalisierung, Verteidigung und Luft- und Raumfahrt oder die Stahlindustrie, sind ebenfalls große Abnehmer von kritischen Rohstoffen. Allerdings haben grüne Technologien sehr hohe Wachstumsraten, was zu Verzerrungen führt, wenn man die zukünftige mit der aktuellen Nachfrage vergleicht. Dementsprechend werden Angaben über die Mengen, die für grüne Technologien benötigt werden, oft übertrieben dargestellt.
 
Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Potenzial, die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen kurzfristig durch Recycling, Substitution und andere Maßnahmen zu senken, begrenzt. Mittel- bis langfristig muss Recycling eine Schlüsselrolle spielen. Die Politik muss dafür heute die Weichen stellen, um einen funktionierenden Recyclingmarkt zu etablieren für die großen Mengen an Altautos, Windkraftanlagen, Elektromotoren etc., die in den nächsten Jahren das Ende ihrer Nutzungsphase erreichen. Außerdem können technologische Innovationen und Materialeffizienz dazu beitragen, die Nachfrage zu senken.
 
Instrumente, die eine solche Entwicklung fördern können, sind unter anderem:
  • Die EU muss dafür sorgen, dass ein Markt für Sekundärrohstoffe geschaffen wird, der nicht in Konkurrenz zu Primärrohstoffen steht.
  • Die EU muss sicherstellen, dass die Finanzierung der technologischen Entwicklung von Recyclingverfahren sichergestellt wird.
  • Die EU muss Maßnahmen ergreifen, um die Wiederverwertung bei allen Produkten zu verbessern, die kritische Rohstoffe enthalten.
  • Die EU sollte materialspezifische Recyclingquoten unterstützen anstelle von Recyclingquoten, die auf dem Gesamtgewicht basieren.
  • Die EU kann durch Regulierung Standards setzen und hat daher eine große Hebelwirkung, um eine Veränderung hin zu einer Kreislaufwirtschaft anzustoßen.
  • Die EU-Politik muss systemische Veränderungen fördern, z. B. im Personen- und Güterverkehr, um die Ressourceneffizienz zu fördern und damit auch kritische Rohstoffe einzusparen.
Dabei ist auch zu bedenken, dass der erhöhte Einsatz von kritischen Rohstoffen bei grünen Technologien zu positiven Nettoeffekten für die Umwelt führen kann. Durch die Verwendung von Lithium und Kobalt in Batterien zum Bau von Elektrofahrzeugen werden kritische Rohstoffe benutzt – aber gleichzeitig werden auch riesige Mengen an fossilen Brennstoffen eingespart, die zum Betreiben von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren benötigt werden.
Die Studie zeigt deutlich: Recycling wird kurz- bis mittelfristig nicht genügend Material liefern, um die neuen Anwendungen zu versorgen, die für die grüne Transformation der Wirtschaft benötigt werden. Vor allem der wachsende Bedarf an Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge wird erst mittelfristig größere Anteile an recycelten Materialien möglich machen.
 
Das heißt: Die Versorgung mit Primärmaterialien wird entscheidend bleiben. Deshalb müssen wir nachhaltigen Bergbau fördern. Unabhängig davon, ob der Bergbau innerhalb der EU oder in anderen Ländern stattfindet, muss sichergestellt werden, dass ökologische und soziale Standards eingehalten werden.
 
Das langfristige Ziel der Politik auf EU-Ebene muss die Kreislaufwirtschaft sein. Aktuelle Änderungen in der Regulierung müssen die Basis für geschlossene Kreisläufe in der Zukunft schaffen. Nur durch eine vorausschauende Politik mit ehrgeizigen und realistischen Zielen, die mit der Zeit weiterentwickelt werden, haben alle beteiligten Akteure die Chance, sich an die Anforderungen anzupassen. Und nur so geben wir dem Recyclingsektor die nötige Investitionssicherheit, mit der finanzielle Risiken reduziert werden können und die auch in der Zukunft ausreichend Recyclingkapazitäten garantiert.
 
Alle Schlussfolgerungen der Studie „Grüne Technologien und Kritische Rohstoffe“ sowie die Studie selbst können Sie hier nachlesen (auf Englisch).

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